Meine Zwiegespräche und Zwiespalte mit der IUEWT-Kampfkunst - (im Schulungszentrum Velbert von Sifu/Master Marcus Schüssler in Velbert)

 
„Ich bin mir bewusst, weit hinter dem Möglichen zurück geblieben zu sein – mögen andere kommen und es besser machen.“

Wittgenstein

„Da man gewöhnlich beim Hausbau mit dem Fundament anfängt, sonst wird das nie etwas. Will ich es auch so machen. Zu den Sachen selbst.“

Husserl

 

Mein Werdegang ist nicht typisch für die Menschen, die in solchen Communitys anzutreffen sind. Wen trifft man denn so dort?????  Menschen die Kampfsport/Kampfkunst betreiben oder interessiert sind diese betreiben zu wollen. Die eine Halle / einen Raum betreten und eine Vorstellung haben von einer Trainingshalle, was sie auch ist - aber nicht nur und das - ist wichtig! Sogar sehr wichtig finde ich! Es ist auch ein Raum, wo die Möglichkeit besteht - wer will - sich selbst besser kennen zu lernen – aber dazu muss man sich erst verlieren (idiologischen Ballast / Traditionen über Bord gehen lassen / hinterfragen).

Alles, was ich ausführe, ist sinnhaft, auch wenn es manchmal nicht so scheint - auch gedankliche Sprünge. Ich bin wohl berüchtigt für gedankliche Sprünge – meine Zwiegespräche…

Zunächst zu meiner Person: Lieblingsfächer: Chemie, (Mathematik), Philosophie und Musik (alle drei Fächer hängen für mich eng zusammen).

Diese Fächer waren/sind Programm/Grundlage meines Denkens und Handeln und das gilt auch für die Kampfkünste im Allgemeinen. Die Herangehensweise bzw. Umsetzung, die Prägung die Sifu/Master Marcus Schüssler auf die Kampfkunstlehrstile Wing Tsun & Escrima in Velbert hat, sind getragen von Aspekten, die mir nicht fremd sind, und doch gab es ein, zwei, drei Elemente wo ich meine Defizite erkannte, ich sollte wohl eher sagen langsam den steinigen Weg erkannte, den ich vor mir habe und der nicht enden wird.

Vorweg… ich habe noch nie eine so hohe Qualität auf diesem Gebiet der Kampfkunst erlebt…das soll keine Lobeshymne auf Sifu/Master Marcus Schüssler und seine Assistenten sein; aber tiefen Respekt vor seiner / ihrer bisherigen Leistung. Es ist die logische Umsetzung von taktischen, logischen und physiologischen Sacherhalten; kurzum von Faktischen („hinter das Leben (z.B. Schwerkraft) kann nicht zurückgegangen werden“ (Wilhelm Dilthey, deutscher Philosoph 19. / 20. Jahrhundert).

Das heißt: durch seine Herangehensweise bei der Vermittlung steht der Schüler vor der Aufgabe sich in den Sachverhalt einzufühlen. Das sogenannte „Kopfkino“ weitestgehend abzustellen und nicht Opfer seiner eigenen falschen oder unkorrekten Bewegungsabläufe zu werden. Unbewusst von außen, sieht es dann wie ein Kämpfen (unbewusst läuft es wohl auch so) aus. Ich will das nicht, aber ich bin in einem Netz von falschen oder vorstrukturierten Wahrnehmungsbildern gefangen, aus denen ich mich nicht so einfach befreien kann, die Struktur deformiert sich oder wird völlig zerstört. Die „Einschläge“ kommen immer näher, die Übung wird immer unsauberer - die Struktur bröselt; es kostet mich viel Kraft, die Leichtigkeit geht verloren - ein wie ich finde wichtiges Indiz. Dies kann beim Musizieren (kein Mainstreammist) beobachtet werden, dass die sofortige intuitive Einfühlung hier zeigt.

Ohne die Leichtigkeit keine Struktur, und die Leichtigkeit entsteht durch das „Hier & Jetzt“. Die Aufrechterhaltung der Struktur hat meines Wissens viel mit der Atmung zu tun. Gemeint sind keine speziellen Techniken, einfach Atmen - bewusst Atmen. Yoga-Atem...Techniken schaden natürlich nichts.

Jetzt zu den Sachen selbst.

Ursprünglich komme ich vom Yoga / der Meditation Hippie-Bewegung her. Das ich mal 15min den Kopfstand vollzogen habe, wundert mich heute noch, dient hier nur der Illustration meiner Beharrlichkeit / Willensstärke.

Hierhin bin ich durch philosophische Lektüre und durch Timothy Leary, Hugo Kückelhaus, wo ich schnell zum Yoga fand. Aber erst beim Training bei Sifu/Master Marcus Schüssler gliederte ich das Yoga mit dazu ein.

Dann durch weitere Beschäftigung mit der Kultur Japans. Und mit der Anthroposophie Rudolf Steiners Philosophie der Freiheit (siehe auch Max Stirner (individueller Anarchismus).

Für sich betrachtet…?

Was hatten die Wuppertaler Free-Jazz Szene, mein 1. Ausbildungsjahr in der Chemie / Lackfirma des Anthroposophen Kurt Herberts, wo ich / die Auszubildenen massiv in der persönlichen Entwicklung gefördert wurde, soweit sie das wollten/konnten? Die Malerei, das Plastizieren, das Gärtnern, die Schauspielerei wurden unterrichtet von Handwerkern und Künstlern - die Ihren Beruf verstanden - in der praktischen Ausführung anleiteten. Museumsbesuche (mein erster übrigens), Zoobesuch, um Tiere zu zeichnen etc.

Yoga, Philosophie, Musizieren - gemeinsam sind diese das Fundament „des Hauses“ auf dem dann das Gebäude (IUEWT Wing Tsun & Escrima) sich für mich entwickeln konnte. Und somit war es wohl Schicksal, das ich hier bei Sifu/Master Marcus Schüssler gelandet bin. Zufall oder Schicksal - jeder Zufall trifft auf einen vorbereiteten Geist - somit Schicksal.

Aber erstmal habe ich 5 Jahre in Düsseldorf Aikido trainiert. Die Kriterien waren für diese Auswahl Ganzheitlichkeit, Partnerkontakt und Selbstverteidigung, und kein Kampfsport was Aikido definitiv auch nicht ist. Die Fallübungen sind mir noch in guter Erinnerung. Als Einstieg (sich fallen lassen) gar nicht mal so schlecht. Meditationsarbeit, Massage, Gymnastikübungen waren integrativer Bestandteil der Stunden.

Aber was hat das ALLES mit dem Training an sich zu tun? Der Sprung ist jetzt gewaltig.

Denn sie haben eines gemeinsam (die Kampfkunst):

  1. der Wille zur Macht (Nietzsche) = Tathandlung (Fichte)

(zu den Möglichkeiten) Wille = Werden (Entwicklung)

 (Nietzsche-Vorlesung von Heidegger) neben seinem Hauptwerk „Sein und Zeit“.

  1. “Panther ei“ (griech. Alles fließt) / Alles ist in Bewegung/verändert die Struktur/spielt mit der Wirkung. (Heraklit).
  2. Alles, was entsteht (Strukturen), ist Wert das es zugrunde geht (neues entsteht / Entwicklung). (Faust / Goethe)
  3. Jeder ist der andere, keiner ist er selbst. (Sein und Zeit das Man-Kapitel/Heidegger). Gegen totes in Tradition und Uniformismus. Zur Eigentlichkeit.
  4. Jenseits von Gut und Böse / also sprach Zarathustra (Nietzsche)
  5. Yin und Yang (Laotse) Kreis & Keil als universelles Werkzeug dynamisch einfühlend einzusetzen verhilft der Struktur bzw. Wirkungsline Stabilität und destabilisiert den Gegner; bei Berücksichtigung der Atmung nicht vergessen.

Das sofortige Erkennen der Qualität des Trainingsansatzes von Sifu/Master Marcus Schüssler, dass alles aber auch wirklich alles, in einem Zusammenhang steht, sprang mir ins Auge.

Pantheismus Denkstrukturen (alles Leben will Leben / alles Leben ist beseelt) und die Wechselbeziehung: Physik, Parametrierung und Ergebnisauswertung bedingen einander. Wo keine Frage da keine Antwort. Wo falsch gefragt - da falsche Antwort. Was kann ich Glauben, was gibt mir Sicherheit?

Eine Sache sollte noch erwähnt werden:

Aus der Computer-IT-Welt – der Begriff: - die Schnittstelle.

Wenn sich zwei Linien kreuzen (lineare Algebra).

Als da wären:

  • Leibniz (Philosoph / Newton/Physiker: Analysis / Infinitesimalrechnung
  • Meyer (Chemiker) / Mendeljew (Chemiker): PSE (Periodensystem)
  • Und visionär, intuitiv schöpferisch, experimentell Kekulé (Chemiker) Benzolring – Quantenchemie gab es noch nicht und doch lag er richtig.
  • Mendel (Mönch) Erbgesetze

Die Beispiele ließen sich vermehren. Unabhängige Denker gleiches Resultat.

Dann ist das wohl akzeptabel - ODER?

Das Umzusetzen in der Einfühlung des Ablaufes in den Kampfkünsten war / ist sehr schwer für mich und bestimmt auch für viele andere, Verwirrung wäre noch verharmlosend. Aber, das stimmt so nicht ganz. Sofort war das nicht - Irritation wäre das richtigere Wort. Völlige Irritation noch besser - aber ich habe durchgehalten, weil ich die Sinnhaftigkeit - die logische Sinnhaftigkeit - sofort erkannt hatte.

Trotzdem: Manchmal…hatte ich das Gefühl mit Außerirdischen zu reden - während den Übungen…aber der Außerirdische war wohl ich.

Manchmal kam oder komme ich mir wie ein kahl-geschnittener Baum nach dem Training vor. Wo der Gärtner (Sifu/Master Marcus Schüssler) & auch seine Gärtner-Assistenten der Ansicht war(en) etwas mehr Abschneiden (bei mir) - ist besser – wird dem Wachstum wohl dienlicher sein. Was dann wohl auch so ist / war.

Das Üben war immer wieder sehr frustrierend oder schmerzhaft. Es bewegte sich manchmal kaum etwas. Das unbewusste Einschleichen von Anteilen des Egos. Das Ego ist ein sehr, sehr großes Problem - am radikalsten geht das Zen dieses Problem an – auf alle Hilfsmittel (z.B. Rosenkranz etc.) wird verzichtet. Bei allen ist das Ego / nazistische Strukturen ausgeprägt, bei dem einen mehr als bei dem anderen. Diese ewige Feinarbeit… kann zermürben…aber ich kann nur jedem empfehlen durchzuhalten - wirklich durchzuhalten !!! und Üben-Üben-Üben-Üben.

Das Ganze als Übungsweg (Do) zu sehen. Der sehr, sehr individuell ist. Es wird besser…auf jeden Fall - es wird sogar merklich besser - ich merke nur nicht so viel davon – manchmal aber doch - aber nur manchmal - muss halt mehr üben. Und vor allem: „bei MIR sein im „Hier und Jetzt“.

Es dauert seine Zeit. Das nicht verstehen, dass aneinander vorbei arbeiten / reden, nicht umsetzen können…das vorgestellte Loslassen, sich in die Partnerübung einfühlen lassen, die Furcht die Sicherheit zu verlieren - letztendlich die sechs Punkte mit Leben zu erfüllen. Einige der Punkte sind schon vor langer Zeit mitgeteilt worden.

Das Timing (die zeitliche Koordination), die Distanz, die auf die kleinsten Veränderungen bezüglich der Struktur und der Wirkungslinie feinfühlig intuitiv zu beachten, setzt hohe Geistesgegenwart im Hier und Jetzt voraus, was das Umsetzen der Übungen angeht, voraus. D.h. immer wieder: Üben - Üben - üben.

Vieles wird sich abstrakt anhören – aber nur in der Praxis wird es deutlich – brutal deutlich. Da muss jeder durch - ohne Ausnahme. Jeder hat seine Erweckungserlebnisse.

Aber die verschwinden wieder – müssen gefestigt werden. Fühlen – Einfühlen – fühlen.

Was sagt Sifu/Master Marcus immer: Fühlen ist wichtiger als Verstehen (Wissen / Denken).

ABER: sehr schwer zu verwirklichen.

Dabei habe ich auf den taoistisch Zen-Buddhistischen Aspekt noch nicht hingewiesen, denn der spielt ja auf noch herein - wenn auch im Hintergrund - was o.k. ist.

Stichwort im Hier und Jetzt. Voll da sein.

So, das reicht.

P.S.: nun noch ein Lob auf die jetzt mit Andreas erweiterten Trainingsleitertruppe. Mit dieser Truppe kann sich Sifu / Master Marcus Schüssler sehen lassen - alles engagierte Personen. Trainiere immer wieder gerne mit Ihnen.

Großes Lob an Euch alle.

Kampfkunst erfordert ein hohes Maß an Naturverbundenheit sowie ein intuitives Naturverständnis, beides Eigenschaften. die im heutigen Plastikzeitalter nur noch selten anzutreffen sin.

Praktische Kampfkünstler sind Individualisten, bis zu einem gewissen Grad sogar Anarchisten (aus dem griech. übersetzt heißt Anarchismus “Grundlos“, keine Manipulation, keine Vergewaltigung, keine Benutzung (Herrschaftslosigkeit), ihre Hingabe, ihre Willensstärke, ihre Disziplin, grenzt schon an Besessenheit (mehr oder weniger) an sich zu arbeiten.

Nachwort

Um ein ernsthafter Kampfkünstler zu sein / zu werden, muss ein Mensch eine Mischung aus Raubtier und dem Heiligen Franziskus sein – mit der masochistischen Selbstdisziplin eines Zen-Schülers, um die faktischen Dinge in die körperliche Realität umsetzen zu können. Das ist der erste Schritt – die einfühlsame Vermittlung des Ganzen ist der nächste Level. Mit einfühlsam ist nicht gemeint, dass der Lehrende nur nett sein muss und dem Schüler alles angenehm gestaltet. Im Gegenteil – nur wenn er dem Schüler eine ständige nachvollziehbare Hürde aufstellen kann, hat man den richtigen Lehrer gefunden. Das ist was ich vorher beschrieben habe - meine bisherige Erfahrung hier.

Von dieser beschriebenen Sorte gibt es nur wenige Menschen. Findet Sie…ich habe Sie gefunden.