Ein stetiger Weg...

Interesse an Kampfkunst / Kampfsport habe ich seit ich denken kann. Natürlich habe ich mich, wie wahrscheinlich die meisten, die sich in ihrem späteren Leben mit Kampfkunst / Kampfsport  beschäftigen, auch als Kind, Jungendlicher und junger Erwachsener mit den ganzen Hollywoodfilmen und asiatischen Martial Arts Streifen beschäftigt und sich dort das ein oder andere Vorbild rausgesucht. Natürlich hat sich dadurch auch mein Interesse erhöht, obwohl doch auch gleichzeitig die eigentliche Realität geblendet wurde.

Bevor ich mit Wing Tsun-Escrima in Berührung kam, war der einzige Kontakt die Kampfsportwelt mit Judo. Doch als schüchtener Junge, der andere immer als Überlegen ansah und der Gedanke, ich könnte sowas nie erreichen, was andere schon können, hat es mich dort nicht halten können.

Die eigenen Selbstzweifel hielten mich auch weiterhin davon ab, sich auch andere und verschiedene Kamfsportschulen anzuschauen. Bis zum Jahr 1998, als es im Sommer eine Demonstrationsveranstaltung des Wing Tsun mitten in der Innenstadt von Velbert gab. Was es genau war und um was es eigentlich genau ging, das war für mich und wahrscheinlich auch für viele andere Zuschauer damals nicht wirklich ersichtlich - ausser es ging um Selbstverteidigung und es tat weh. Ich wusste nur zu dem Zeitpunkt, das es mich begeistert hat und ich unbedingt ein Probetraining machen musste...

Das sind jetzt mittlerweile über 20 Jahre her, und auch wenn ich anfänglich immer wieder Pausen hatte, da mein Leben mir immer wieder neue und auch des öfteren harte Aufgaben gestellt hatte, habe ich Wing Tsun-Escrima weiter praktiziert. Natürlich mit dem Unterschied, dass für mich heute die reine Logik mehr denn je im Vordergrund steht und keine utopischen Martial Arts-Film-Szenen die man in die Realität umsetzen möchte. Man könnte auch sagen, dass nur eine auf Logik aufgebaute Lehrmethodik der Selbstverteidigung (im Besonderen die der IUEWT im Vergleich zu vorherigen Vermittlungen dieser Kampfkünste)  mehr denn je mein Interesse beflügelt hatte und weiter beflügelt hält. Und dass nicht nur der Selbstverteidigung wegen, sondern gerade, weil ich durch sie mehr über mich und mein Handeln gelernt habe und auch weiterhin lerne.

Durch das (IUEWT) Wing Tsun-Escrima oder besser gesagt körperlich strukturiertes Arbeiten lernte ich auch gleichzeitig ruhiger zu werden, besser mit mir und anderen zu kommunizieren, offen für neue Dinge zu sein die mich im Leben weiter bringen. Aber auch all das zu hinterfragen, was mir nicht direkt ersichtlich erscheint – was in Bezug auf Kampfkunst in der Kultur der IUEWT möglich ist.

Die IUEWT Kampfkünste haben mir auch eröffnet zu versuchen, alles und jeden als Lehrer im Leben anzusehen. Ob es nun positiv oder auch negativ ist. Positiv kann lehren weiter zu kommen (positive Verstärkung), Negativ kann lehren nicht so zu sein, was mich auch weiter bringt (IUEWT Konzept des „Fehlerraums“ oder das Lernen durch Umkehrlogik) – einfach zusammengefasst offen für alles zu sein, ohne großartige Erwartungen und ständiges arbeiten an sich selbst. Sich seiner Selbst immer mehr Bewusst zu sein, zu sich selbst zu finden, um beim Training wirklich nur mit den Gegebenheiten und der nüchternen, sachlichen Realität zu arbeiten.

Ein wichtiger Punkt, der mir viel über mich selbst beigebracht hat, ist das Lehren anderer, auch wenn ich der Ansicht bin, das der Satz von Galileo Galilei hier zutreffender ist:

 „Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken!“

Jeder ist in seinem Denken einzigartig, in seiner Körperlichkeit einzigartig und in seiner vorhandenen Struktur einzigartig. Dadurch ergibt sich ein fast ständig neues Umdenken und Anpassen an den / die Schüler/-in, um ihm / ihr die Möglichkeit zu geben, für sich am besten zu arbeiten / zu trainieren.

Heute bin ich an einem Punkt an dem ich der Sache den Namen Lehrmethodik gebe, ohne dabei andere darauf rumzureiten, welche Kampfkunst oder welchen Kampfsport sie machen. (IUEWT) Wing Tsun-Escrima sind nur die Werkzeuge dafür. Für mich bedeutet das, bei dem was ich tue, in erster Linie nur eins: auf Logik und Fakten aufgebautes strukturiertes und körperliches Arbeiten, mit den natürlichen körperlichen Werkzeugen die ich zur Verfügung habe, um mich und eventuell andere, effektiv und mit größtmöglicher Sicherheit in einer körperlichen Auseinandersetzung wehren bzw. verteidigen / schützen zu können.

Das sind die Dinge, die mich seit der Arbeit mit der Lehrmethodik des IUEWT Wing Tsun-Escrima begleiten und mich in meinem Leben weiter gebracht haben und auch mit großem Optimissmus weiterbringen werden.

Nichts ist falsch. Alles ist genauso richtig wie es jetzt ist. Diese Erkenntnis mache ich bei jedem Training immer wieder aufs neue. Wobei ich aber feststelle, das dies nur dann möglich ist, wenn ich in der Lage bin, mich zu reflektieren, die Schuld nicht bei jemand anderen zu suchen. In diesem Fall beim Lehrer, Trainer, oder sonst wem. Mein Ego zu erkennen, zu sehen welche Erwartungshaltung ich mir, aber auch meinem Lehrer, gegenüber habe. Denn nur dann finde ich meinen Weg und das wiederrum bedeutet, das Festigen des eigenen wahrhaften Bewusstseins in sich selbst.

"Nicht denken, fühlen du musst (Meister Yoda)"

Bernd Bähring